Hallöchen, ihr Lieben!
Letzten Freitag habe ich euch meine Rezension zu “Herz aus Bronze”, dem neuen Reihenauftakt von Emily Bähr gezeigt, heute darf ich euch noch ein wenig neugieriger auf das Buch machen. Und zwar in Form einer Leseprobe. Wenn ihr also noch nicht sicher seid, ob das Buch etwas für euch ist, dann überzeugt euch der folgende Text vielleicht.
Viel Spaß!
Leseprobe
»Es ist einfach nicht fair. Verdammt, Aidan. Wie soll es nur weitergehen?«
Aidan trat zu ihr und legte ihr beide Hände auf die Schultern. Wut und Verzweiflung hatten ihr Gesicht rot gefärbt. Kurz erschauderte sie unter seiner Berührung, ließ es allerdings geschehen, ohne sich zu wehren.
»Schauen Sie mich an, Miss Aldrin. Ich weiß genauso wenig wie Sie – vielleicht noch weniger – und stehe hier mit genauso vielen Fragen. Aber ich stehe hier mit Ihnen. Und ich verspreche Ihnen, dass wir diese Rätsel lösen. Gemeinsam. Wir können uns immer noch in die Bibliothek schleichen … oder unser Glück in Kingsbury versuchen. Im Brief ist Ihre Mutter erwähnt. Vielleicht finden wir bei Ihnen zu Hause etwas. Alte Briefe, Unterlagen, irgendwas, das auf diesen Zirkel hindeutet.«
»Mein Vater hat verboten, dass du mich begleitest. Er will, dass ich dich zu Flannigan zurückschicke.«
Ihr Blick wurde – wenn möglich – noch trauriger. Sie senkte die Lider, um ihn nicht weiter ansehen zu müssen, doch Aidan fasste sie vorsichtig am Kinn und drückte es leicht nach oben. Einen Moment lang brachten ihn ihre Augen durcheinander und als er weitersprach, hatte er das Gefühl, das Uhrwerk in seinem Inneren schlüge ein paar Takte schneller. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
»Miss Aldrin … Ich bin mit Ihnen vor der Polizei geflohen, habe Sie durch das ganze Land geschmuggelt und habe einen Einbruch mit Ihnen unternommen. Glauben Sie nicht, dass die Zeit, uns darüber zu sorgen, was wir dürfen und was nicht, längst vorbei ist?«
»Aber …«
»Ivy …« Er wollte sich auf die Zunge beißen. Sie beim Vornamen zu nennen, fühlte sich wie ein Fehler an. Ebenso die Hand um ihre Wange zu legen, die sich selbst durch sein gemildertes Temperaturempfinden brennend heiß anfühlte, und sie näher an sich heranzuziehen. Es war ein Fehler, ihr so nah zu sein. Jedes einzelne Wort, jeder Gedanke war ein Fehler. Aber er konnte es nicht verhindern. Es war, als ob auch der letzte Funke dessen, was er einst als Programmierung bezeichnet hatte, erloschen war und all sein Denken und all sein Sein von diesen neuen unbekannten Gefühlen gesteuert wurden. Und, Gott, er verfluchte sich dafür. Doch es war zu spät, um jetzt noch zu stoppen. Es war wahrscheinlich schon zu spät gewesen, als er sie das erste Mal gesehen hatte.
»Ivy …«, wiederholte er eindringlich und legte seine Stirn an ihre. »Ich möchte Ihnen helfen. Ich möchte mir selbst helfen. Und alle Spuren, die wir haben, führen nach Kingsbury. Es wäre dumm, jetzt aufzuhören, bloß weil Ihr Vater etwas zu verbergen versucht …«
»Er wird es nicht zulassen, Aidan.«
»Das ist mir egal. Ich habe versprochen, Sie in Sicherheit zu bringen. Ich habe versprochen, dass ich für Sie da sein werde. Und dieses Versprechen halte ich … Auch wenn ich vielleicht nicht am besten dafür geeignet bin.«
Verzweiflung schimmerte in Ivys Augen, doch plötzlich war da auch ein weiches Lächeln auf ihren Lippen. Die Art von Lächeln, das ihre Zähne verbarg, aber das Grübchen in ihrer rechten Wange nur umso deutlicher hervortreten ließ. Die Art von Lächeln, die Aidan auch das letzte bisschen Verstand kostete.
»Okay«, flüsterte sie. Ein Windhauch gegen seine Lippen, während ihre Hand den Weg auf seine fand. Dort verharrte sie. Ivy stieß ihn nicht weg. Und Aidan hätte sie verfluchen können, denn was er im Begriff war zu tun, würde die Dinge nur so viel komplizierter machen. Er lehnte sich weiter nach vorne und wäre er nur eine Sekunde schneller gewesen, hätte er zumindest für einen Augenblick herausfinden können, wie es sich anfühlte, sie zu küssen.
Doch das Schicksal war gegen ihn – oder rettete ihm möglicherweise den Hals.
Jetzt hoffe ich, dass ihr euch alle das Buch auf den Reader ladet oder als Taschenbuch holt, denn es gehört definitiv zu meinen Jahreshighlights von 2019.
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