Dein Schicksal liegt über den Dächern von London
Thorn kann kaum atmen, ihr Körper schmerzt, ihr Rücken glüht – etwas Unerklärliches geht mit ihr vor. Und schon bald erfährt sie: Sie ist halb Mensch, halb Silberschwinge und schwebt plötzlich in höchster Gefahr. Denn als Halbwesen hätte sie bereits nach ihrer Geburt getötet werden sollen. Als Lucien, der Sohn des mächtigen Clanoberhaupts der Silberschwingen, von ihrer Existenz erfährt, macht er Jagd auf sie. Thorn ist fasziniert von Lucien, denn er ist das schönste Wesen, dem Thorn jemals begegnet ist – und zugleich ihr schlimmster Feind.
(Quelle und Bildcopyright liegen bei Planet!)
Biblios
- Preis: 16,00 € (Hardcover) | 12,99 € (E-Book)
- Seitenzahl: 400
- Altersempfehlung: ab 13
- Reihe: Silberschwingen #1
- Verlag: Thienemann Planet! (Rezensionsexemplar)
- ISBN: 978-3-522-50577-2
Cover
Ich mag das Cover. Es ist in sehr schlichtem blassen Rosa und Grau gehalten und zeigt die Protagonistin Thorn – obwohl diese auf dem Cover älter aussieht, als sie eigentlich ist. Innerhalb ihres Körpers sieht man die Stadt London mit einigen ihrer Sehenswürdigkeiten und einigen Vögeln, die durch den Himmel fliegen. Der Hintergrund hinter dem Mädchen ist einfarbig. Obwohl das Cover sehr schlicht ist, hat es dennoch etwas Besonderes. Außerdem besitzt die Hardcover-Variante eine Art Perlmutt-Veredelung, durch die dieses Cover einfach noch schöner wird!
Meinung
Um das Buch gab es ja so einen kleinen Hype. Um den Erscheinungstermin herum habe ich dieses Buch echt überall auf allen Social Media Kanälen gesehen und immer wieder gelesen, wie sehr andere Blogger und Leser dieses Buch gefeiert haben. Daher hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an „Silberschwingen“ von Emily Bold – mein erstes Buch der Autorin – aber schon nach wenigen Seiten wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
In „Silberschwingen“ geht es um Thorn – 15 Jahre und ein ganz normales Mädchen -, die erfährt, dass sie eigentlich gar kein Mensch ist, sondern zur Hälfte eine Silberschwinge. Das stellt ihr Leben vollkommen auf den Kopf, denn sie steht kurz vor ihrer Verwandlung, wird auf einmal sie gejagt und dann sind da auch noch zwei gutaussehende Silberschwingen, die es beide auf sie abgesehen haben.
An alle, die an dieser Stelle aufstöhnen – habe ich auch getan. Und ja, es handelt sich tatsächlich um ein Liebesdreieck. Ihr wisst, Liebesdreiecke sind für mich immer ein Grund zum Augenrollen. In nur ganz wenigen Büchern ist es gut umgesetzt und „Silberschwingen“ gehört da definitiv nicht dazu. Zum einen ist da Riley, der zwar verdammt attraktiv ist – natürlich! -, sich zum anderen aber wie ein riesiger Idiot aufführt. Aber Thorn empfindet trotzdem etwas für ihn. Und Lucien ist auch nicht besser, eher noch schlimmer. Selbstverständlich sieht auch er super gut aus, aber er ist nicht nur ein Idiot, sondern richtig sexistisch, so wie er Thorn behandelt. Ständig kommt er ihr zu nahe und berührt sie, obwohl sie das nicht will, tur ihr weh und verhält sich, als würde sie ihm gehören. Und das beste daran ist dann auch noch Thorn höchstpersönlich. Denn während ich bei solchen Aktionen von Lucien echt nur den Kopf schütteln kann, nimmt sie das einfach alles hin und verzeiht ihm sogar noch, denn … er sieht ja gut aus. Ähm … nein? Nicht akzeptabel. Zumindest nicht für mich.
Allgemein scheint es so etwas wie Emanzipation in diesem Buch und bei den Silberschwingen nicht zu geben. So werden Frauen als Erklärung, wieso es wenige weibliche Silberschwingen gibt, als „das schwache Geschlecht“ bezeichnet und wenn dann doch eine weibliche Silberschwinge auf die Welt kommt, wird sie direkt bei der Geburt schon einer männlichen Silberschwinge versprochen – das Überleben des Clans muss schließlich gesichert werden. Was die Mädels wollen, ist dabei nebensächlich.
Aber wenn wir das mal außer Acht lassen, ist die Thematik der Silberschwingen doch interessant. Silberschwingen leben quasi unerkannt unter den Menschen in einem Clan mit eigenen Regeln und Machtverhältnissen zusammen. Es gibt die Oberen – über die man so gut wie nichts erfährt – und selbstverständlich auch Rebellen, die die Gesetze der Silberschwingen nicht gut finden. Man hätte eine ganze Menge aus dieser Grundthematik herausholen können, aber an der Umsetzung scheitert es an dieser Stelle. Neben den oben genannten Punkten gibt es noch weitere Erklärungen, die in meinen Augen an den Haaren herbeigezogen sind. So haben alle Silberschwingen Schwingen (sie mögen übrigens nicht, wenn man sie als Flügel bezeichnet), die aber nur Silberschwingen selbst auch sehen können. Für Menschen nehmen sie ähnlich eines Chamäleons die Farben und Muster an, die die Menschen dort zu sehen erwarten (aber nur die äußere Seite, die Innere kann das nicht). Was im Grunde heißt, dass Menschen die Schwingen nicht sehen können, weil sie sie nicht sehen wollen, aber was ist das bitte für eine Erklärung? Und das würde voraussetzen, dass Thorn sie die ganze Zeit sehen kann, nachdem sie sie das erste Mal gesehen hat. Kann sie aber nicht. Und was ist mit den Menschen, die z. B. superreligiös sind? Wenn die Engel sehen wollen, können sie dann die Schwingen sehen oder eher nicht? Fragen über Fragen.
Thorn selbst konnte mich als Protagonistin übrhaupt nicht überzeugen. Auch wenn sie mit ihren fünfzehn Jahren noch recht jung ist, sollte sie doch etwas reifer sein, als sie sich verhalten hat. Und es scheint, als ändere sie ihre Meinung öfter als ihre Unterwäsche. Erst liebt sie Riley, dann auf einmal Lucien, obwohl er sie wie ihr Eigentum behandelt, sie quasi schon misshandelt und darüber hinaus noch Jagd auf ihre Freunde macht. Egal, denn er hat ja Bauchmuskeln. Das überwiegt alles! Oh bitte, Mädchen, also als Vorbild für die Zielgruppe (laut Verlag Mädchen ab dreizehn Jahre) hast du versagt. Auf ganzer Linie.
Wenn ich nun Bilanz ziehe, frage ich mich, was mich dazu gebracht hat, dieses Buch überhaupt bis zum Ende zu lesen. Fest steht für mich, ich hätte das Buch direkt nach dem Anfang abbrechen sollen, aber der Schreibstil war flüssig, angenehm und ich kam schnell durch die Seiten. Da war noch eine Hoffnung, dass es vielleicht doch noch besser wird, schließlich finden es so viele toll. Am Ende gab es bis auf den Schreibstil nichts, was mir an dem Buch wirklich gefallen hat. Und selbst der hat in der zweiten Hälfte wirklich nachgelassen.
Fazit
„Silberschwingen – Erbin des Lichts“ hatte mich durch eine gute Idee angesprochen, aber Potential ist eine Sache, Umsetzung eine andere. Statt einer spannenden und romantischen Geschichte bekam ich ein fragwürdiges Frauenbild, Protagonisten, bei denen ich nur den Kopf schütteln konnte, und ein nicht sonderlich ausgereiftes Worldbuilding. Letzen Endes kann mich das Buch also nicht überzeugen.
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