Darum geht es:
Stell dir vor, eines Abends erfährst du, dass der Mann, in den du seit Monaten heimlich verliebt bist, ein Gott ist – Hades persönlich. Auch der Mythos um Persephone, die jeweils nur vier Monate in der Unterwelt verbringt, ist wahr. Nach dieser Zeit stirbt sie und kehrt stets erneut als Wiedergeburt für vier Monate zu Hades zurück.
Und jetzt stell dir vor, dass du Persephones Wiedergeburt sein sollst. Du rechnest die Tage seit eurem Kennenlernen zurück und stellst fest, dass dir nur noch drei Wochen bleiben, bevor ein Fluch dich aus dem Leben reißt und du zu einer Erinnerung der nächsten Wiedergeburt verlischst.
Drei Wochen mit dem Mann, den du liebst. Drei Wochen, um dein Leben zu retten. Doch der Einzige, der dir helfen kann, hat aufgegeben. Denn seine Liebe ist unzählige Male in seinen Armen gestorben.
Was würdest du tun, um zu überleben?
(c) Drachenmond Verlag
Wie finde ich das?
Vielversprechende Idee, schwache Umsetzung
Ganz ehrlich: Als ich das Buch ausgepackt habe (war ein Weihnachtsgeschenk.), habe ich mich sehr darüber gefreut. Mit tragischen Liebesgeschichten im Setting der griechischen Mythologie kriegt man mich eigentlich immer. Und genau das ist das, was dieses Buch mir versprochen hat: Ein modernes Retelling des Mythos von Hades und Persephone mit einzigartiger Prämisse und neuen Elementen.
Habe ich das bekommen? Ja, so irgendwie schon. Hat es mir gefallen? Kurz gesagt: Nein, nicht wirklich, aber wieso ist das so? Beginnen wir mal am Anfang.
Los geht die Geschichte im Blumenladen „Dornröschen“. Obwohl im ganzen Buch nicht einmal verraten wird, wo genau die Handlung spielt, gehe ich also mal davon aus, dass wir uns ins Deutschland befinden. Nur so am Rande. In diesem Laden, der sich in unmittelbarer Nähe zu einem Friedhof befindet und statt der naheliegenden Spezialisierung in Grabschmuck die Nummer #1 in Sachen Hochzeitsgestecke ist, arbeitet Florine. Ja, ihr habt richtig gelesen. Florine. Ob ihr Name nun eine Anspielung auf ihren Job ist oder darauf, dass sie eine Wiedergeburt von Persephone ist, sei dahingestellt.
Die Protagonistin und meine Probleme mit ihr
Nun ist Florine aus für den Leser vollkommen unverständlichen Gründen in ihren Chef Erik Fährmann verknallt. Später erfahren wir: Er ist Hades und sie sind dazu bestimmt, zusammen zu sein. Aber im ersten Moment taucht hier durchaus die Frage auf, was sie an ihm findet außer der großen, schicksalhaften Liebe.
Das weiß ich übrigens bis jetzt noch nicht wirklich. Nicht, weil Erik so ein flacher Charakter wäre (tatsächlich mag ich ihn in dieser Hinsicht mehr als Florine), sondern weil Florine fast das ganze Buch über kaum Gefühle zeigt. Ihre Gedanken sind emotionslos, genauso wie der Schreibstil (es wird aus ihrer Sicht erzählt), und allgemein akzeptiert sie sofort alles.
- Ich bin Hades – okay.
- Du bist in der Unterwelt – ergibt Sinn, schließlich bist du ja Hades.
- Wir gehen morgen auf den Olymp – ist gut.
Nicht wortwörtlich, aber in etwa so fallen ihre Reaktionen aus. Keinerlei Hinterfragen, kein Unglaube. Nichts. Mal ganz davon abgesehen, dass es sich um einen Fantasy-Roman handelt, finde ich das für einen Charakter, der zuvor ein normales, menschliches Menschenleben gelebt hat, ziemlich unrealistisch. Das Ironische an dieser Stelle: Sie erleidet beinahe einen Nervenzusammenbruch, als sie erfährt, dass sie Persephone ist. Als hätte sie sich das nicht inzwischen denken können.
Von Göttern und Visionen
Wer kennt sie nicht, die großen griechischen Götter, die natürlich in der Nacherzählung eines Mythos nicht fehlen dürfen? Wir treffen nicht nur Hades, sondern auch Hypnos, Helios, Hermes, nicht zu vergessen Zeus und Hera. Und ein paar andere. Die ganze Bandbreite wird also ausgeschöpft und zugegeben, die Darstellung der Götter hatte gute Ansätze, deren Umsetzung aber auch hier unter dem Schreibstil gelitten haben. Dass die Götter echte Mistkerle sind, ist kein Geheimnis, weshalb ich über die Twists am Ende nicht wirklich überrascht war.
Dazu tauchen in „Der Gott der Rosen und der Dornen“ immer wieder Visionssequenzen auf. Florine erinnert sich langsam an ihre vorherigen Leben, an Dinge, die sie erlebt, getan oder gehört hat. Ich bin sicher, dass die Autorin hierbei Hinweise auf das Finale des Buches streuen wollte, doch in den meisten Fällen empfand ich diese Szenen als verwirrend und der Handlung nicht förderlich. Was schade ist, weil ich die Reinkarnationsthematik sehr interessant finde und mich darauf gefreut hatte, endlich wieder ein Buch mit diesem Thema zu lesen.
Noch ein paar Worte zum Schreibstil.
Ich habe nun schon einige Male gegen den Stil gewettert, nun wird es Zeit, zu erklären, worin meine Probleme bestanden. Nana Chius Stil besteht aus kurzen Sätzen, die sich aneinanderreihen. An einigen Stellen hat das auch gepasst, aber deshalb wirkte es in dem Gefühlsteil des Buches eher kühl, weil eben diese wichtigen Emotionen nicht rüberkamen.
Oftmals fiel es mir schwer, der Handlung zu folgen und den roten Faden nicht zu verlieren. Es war einfach zu verwirrend geschrieben. So haben all die Szenen mit den Göttern, mit den Visionen und den wichtigen Plotpunkten, die richtig gut hätten sein können, einiges an Potential eingebüßt. Auch das finde ich sehr schade.
Im Großen und Ganzen
„Der Gott der Rosen und der Dornen“ besticht mit einem wunderschönen Äußeren und einer interessanten Idee, deren Umsetzung jedoch zu wünschen übrig lässt. Eine Ich-Erzählerin, die in etwa so viel Tiefe besitzt wie eine Scheibe Toastbrot, und ein verwirrender Schreibstil konnten mich leider nicht überzeugen. Für das Buch kann ich daher keine Leseempfehlung aussprechen.
Weitere Informationen
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- Titel: Der Gott der Rosen und der Dornen
- Reihe: /
- Autorin: Nana Chiu
- Verlag: Drachenmond Verlag
- Seiten: 217 Seiten
- Preis: 12,00 € (Taschenbuch) | 3,99 € (E-Book)
- ISBN: 978-3-95991-888-6
Weitere Informationen findet ihr hier.
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