Darum geht es:
Die junge Lichtmagierin Lucie weiß, wie man überlebt: mit der perfekten Maske. Seit sie aus der armen Dunkelstadt Brooklyn in die reiche Lichtstadt Manhattan geflohen ist, spielt sie das brave, dankbare Mädchen an der Seite des Politikersohns Ethan Stryker. Doch dann taucht der geheimnisvolle Carwyn auf. Er kommt aus der Dunkelstadt, in der sich eine Revolution zusammenbraut. Lucie spürt sofort die Gefahr, die von ihm ausgeht …
Quelle: Ravensburger
Wie finde ich das?
Achtung! Spoiler!
Ich habe mir lange Gedanken gemacht, wie ich diese Rezension aufbaue, denn Tatsache ist: Ich habe mich sehr auf „Golden Darkness – Stadt aus Licht und Schatten“ von Sara Rees Brennan gefreut. Ich habe diesem Buch regelrecht entgegen gefiebert. Inspiriert von einer „Geschichte aus zwei Städten“ habe ich mit einer außergewöhnlichen Story gerechnet, die ich so noch nicht gelesen habe. Und der Anfang konnte mich auch direkt in seinen Bann ziehen. Nicht nur der flüssige Schreibstil (im späteren Verlauf: das einzig gute an dem Buch), sondern auch die außergewöhnliche und ziemlich coole Thematik haben mich überzeugt, ebenso die faszinierende, wenn auch etwas verwirrende Magie.
Okay, kurzer Exkurs. Wir befinden uns in einer Zukunft, in der die Menschen gemerkt haben, dass sie Licht- und Dunkelmagie wirken können. New York – die offenbar einzige, noch existierende Stadt (andere werden einfach nicht erwähnt) – wird zweigeteilt. Es gibt nun die Licht- und die Dunkelstadt. Während die Menschen in der Dunkelstadt (liebevoll „Begrabene“ genannt) um ihr Überleben kämpfen, wird die Lichtstadt vom Lichtrat und den einflussreichen Strykers regiert. Lucie, unsere Protagonistin und ehemals Begrabene, ist mit Ethan Stryker zusammen und alles ist gut. Na ja, bis auf die politische Situation, denn dass da gewisse Spannungen herrschen und die auch mit Lucies Background zu tun haben, merkt man schon auf den ersten Seiten.
Und dann taucht Carwyn auf. Zu Carwyn muss man wissen: Er ist ein Doppelgänger, eine Kreatur, geschaffen aus Dunkelheit durch einen Zauber, um Ethan als Baby das Leben zu retten. Demnach ist er Ethan wie aus dem Gesicht geschnitten, sozusagen der böse Zwilling vom Goldjungen der Lichtstadt. Man kann ihn nur von Ethan unterscheiden, da Doppelgänger ein Halsband mit Kapuze tragen, um ihre „gestohlenen“ Gesichter zu verbergen. Ab hier nimmt die Story ihren Lauf und ich war richtig gehypet, zu erfahren, wie es mit Lucie, Ethan, Carwyn und der sich anbahnenden Rebellion in der Dunkelstadt weitergeht.
ABER – in Großbuchstaben, um es extra zu betonen – dann habe ich weitergelesen. Und das war ein Fehler. Noch nie habe ich erlebt, wie sich ein Buch so schnell von einem sicheren Highlight in den Flop des Monats wandeln konnte, aber „Golden Darkness“ hat es geschafft. Wieso, darauf möchte ich nun näher eingehen. Wenn ihr das Buch noch lesen möchtet, solltet ihr die Rezension NICHT WEITERLESEN, denn ab hier wird sie deutliche SPOILER enthalten.
Lucie beginnt als starker Charakter, als jemand, der sich schon als Kind gegen das Regime der Lichtstadt gestellt hat. Demnach hat mich nicht überrascht, dass sie sich auch für die Rechte von Doppelgängern einsetzt. Diese werden in der Gesellschaft nämlich als Aussetzige behandelt. Wieso nur? Könnte daran liegen, dass sie Geschöpfe aus purer Dunkelheit sind und ganz sicher keine netten Zeitgenossen. An dieser Stelle sei gesagt: Carwyn gehört zu meinen Lichtblicken im Buch. Er hat diese coole Bad Boy-Persönlichkeit, die absolut klasse finde. Schlagfertige Erwiderungen, verbale Schlagabtäusche und extrem gutes Aussehen inklusive. Trotzdem war es von Lucie mehr als dumm und naiv zu glauben, es würde gut ausgehen, wenn sie dem Doppelgänger das Halsband abnimmt (Das können nur Lichtmagier wie sie und eigentlich ist es gegen das Gesetz.).
Nun denn, natürlich geht es nicht gut aus und Carwyn türmt. Keine Überraschung. Ebenso wie das, was im Folgenden passiert, denn das war ziemlich vorhersehbar: Wir haben einen bösen Doppelgänger, der ohne sein Halsband nicht als solcher identifiziert werden kann und noch dazu das Gesicht eines Strykers trägt. Der außerdem etwas gegen den Lichtrat hat und sich für die Rechte der Begrabenen einsetzt. Ihr ahnt es schon, oder? Jup, natürlich setzt Carwyn alles daran, Ethans Platz einzunehmen. Und wisst ihr was? Das ist super, eine wirklich gute Entscheidung! Denn Ethan ist so ein typischer Goldjunge ohne eigene Persönlichkeit, dass ich absolut kein Problem damit gehabt hätte, wenn er grausam ermordet worden wäre. Hätte der Story sicher keinen Abbruch getan, denn Ethan ist so ziemlich der unwichtigste Teil davon.
Allein durch die komplett gegensätzlichen Persönlichkeiten der beiden hätte irgendjemand in Ethans Umfeld darauf kommen können, dass es sich nicht um Ethan handelt. Schließlich fängt der auf einmal an, seine eigene Meinung kundzutun und sich gegen den Lichtrat zu stellen. Selbst Lucie, die als kluge Protagonistin eingeführt wird, benötigt für die Erkenntnis mehrere Kapitel. Und Ethans Onkel, der das ganze Buch über als Mastermind hinter allem charakterisiert wird, merkt überhaupt nichts. Tja, so clever kann er dann ja nicht sein.
Okay, widmen wir uns einem anderen Punkt. Dem Magiesystem. Es gibt bekannterweise Licht- und Dunkelmagie und Lucie nutzt ihre Magie ständig. Wirklich oft. Dagegen spricht auch erstmal nichts, aber während die Funktionsweise von Dunkelmagie recht deutlich beschrieben wird, folgt für mich die Lichtmagie keiner Logik. Was genau Lucie mit ihrer Lichtmagie machen kann (außer Halsbänder von Doppelgängern zu öffnen, ein wenig das Licht zu manipulieren und zu heilen), bleibt ziemlich unklar und hat mich gerade zum Ende hin richtig verwirrt. Allgemein war es die zweite Hälfte, die mich mit mehr Fragen als Antworten durchs Geschehen geführt hat.
Denn ab hier wird es spannend in „Golden Darkness“. Oder soll es zumindest spannend werden. Nachdem der Lichtrat beschlossen hat, dass ein Militärball eine geile Idee wäre, um das Volk zu beruhigen und ihm zu zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen (die Logik erschließt sich mir immer noch nicht ganz), habe ich endgültig eingesehen, dass die Charaktere nicht ansatzweise so schlau sind, wie sie zu Anfang scheinen. Wie konnten sie die Dunkelmagier bisher unterdrücken, frage ich mich!
Total überraschend – also so gar nicht – stürmt die Rebellentruppe Sans-Merci den Ball. Die Rebellen wurden vorher schon immer mal wieder erwähnt, aber wirklich aufgetreten sind sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Dabei hätte mich dieser Teil der Story mehr interessiert als Lucies. An diesem Abend werden viele Menschen abgeschlachtet und während Menschen der Lichtstadt um ihr Leben laufen, hat Lucie nichts Besseres zu tun, als eine Etage drüber Carwyn zur Rede zu stellen. Oh, wartet …
Wie durch ein Wunder können beide fliehen, obwohl sie von der Anführerin der Sans-Merci aufgehalten werden. Überraschung: Lucies Tante, die zuvor als eine Art Aktivistin für die Rechte von Begrabenen beschrieben wird, aber nicht persönlich auftritt. Und die lässt sie natürlich gehen, obwohl ihr oberstes Ziel ist, die Strykers alle zu töten und Lucie aus der Lichtstadt zu „retten“. (Schließlich ist Lucie der Goldene Faden in der Dunkelheit, woher auch der Buchtitel „Golden Darkness“ stammt.) Beides tut sie nicht. Wieso hat sie mit ihren Leuten denn überhaupt denn Ball angegriffen, wenn es am Ende doch nicht so wichtig ist, ihr Ziel zu erreichen? Die Frage wird wohl auf ewig ungelöst bleiben. Aber hey, dafür haben sie in einem Abend scheinbar ohne Widerstand die komplette Lichtstadt eingenommen. (Offenbar hat auf dem Militärball niemand an Waffen gedacht. Braucht man ja auch nicht, wenn die Gefahr eines Rebellenangriffs herrscht, oder?) Wäre das eher passiert, wäre das Buch sicher nicht so lang geworden.
Denn danach folgt nur noch das Ende. Und das ist so hart offen, dass es mich richtig, richtig sauer gemacht hat. Es sind immer noch 4567890 Fragen unbeantwortet und während ich mich im Laufe des Buches so richtig bookboyfriend-mäßig in Carwyn verguckt habe (weil er einfach der coolere der beiden ist und so etwas wie eine Persönlichkeit besitzt), entscheidet sich Lucie natürlich für Ethan, den Waschlappen, der nichts kann und keine eigene Meinung hat. Was jetzt mit der Welt ist, nachdem die Lichtstadt von den Sans-Merci eingenommen wurde? Keine Ahnung! Was mit Carwyn ist? Vermutlich ist er tot, aber so genau weiß man das auch nicht. Was jetzt mit Lucie passiert? Wen kümmert das schon?
Im Großen und Ganzen…
„Golden Darkness – Stadt aus Licht und Schatten“ von Sarah Rees Brennen hat stark angefangen, aber auch stark nachgelassen. Eine zu Beginn coole Thematik glänzt im Verlauf des Buches durch Abwesenheit von Logik. Auch die Backgrounds waren mir zu undurchsichtig und das Ende hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Daher kann ich dieses Buch nicht empfehlen.
Weitere Informationen
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- Titel: Golden Darkness – Stadt aus Licht und Schatten
- Reihe: /
- Autorin: Sarah Rees Brennan
- Verlag: Ravensburger Buchverlag
- Seiten: 416
- Preis: 14,99 € (E-Book) | 18,99 € (Hardcover)
- ISBN: 978-3-473-47946-7
Weitere Informationen findet ihr hier.
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