
Darum geht es:
Valerie Danners ist in einem Kult. Sie weiß es bloß noch nicht. Aber als sie ein queeres Romance-Buch in der Bibliothek entdeckt, beginnt sie, ihr ganzes Leben, das sich um eine fundamentalistische, christliche Homeschooling-Gruppe dreht, in Frage zu stellen.
Und dann zieht auch noch ein neues Mädchen in die Stadt. Riley ist eine Rebellin, freundlich und verdammt cool. Es dauert nicht lang, da tauschen Valerie und Riley nicht nur geheime Zettelchen, sondern auch Küsse aus – doch in ihrer aktuellen Situation können sie nicht zusammen sein.
Schon bald muss Valerie sich entscheiden: Bleibt sie bei ihrer Familie, die sie niemals akzeptieren wird, oder flieht sie mit dem Mädchen, das sie liebt.
Original-Klappentext (c) Quirk Books
Übersetzung und Kürzung: Annie
Meine Meinung:
Es gibt Bücher, deren Cover sieht man einmal, und zack! Man muss dieses Buch haben. Um andere schleicht man länger herum, ehe man Lust darauf bekommt. „Gay the Pray Away“ gehört für mich in die zweite Kategorie und ich bereue kein bisschen, dass ich mich letztendlich dafür entschieden habe. Eine queere Liebe inmitten eines religiösen Kults und zwei Mädchen, die sich gegen den Glauben, der ihnen aufgezwungen wurde, auflehnen – klingt doch schon mal vielversprechend, oder? Und das war es auch!
Ich war zwar (zum Glück) nie in so einem Kult und, ehrlich gesagt, auch nicht sonderlich religiös, obwohl ich katholisch erzogen wurde und die Kirche erst im Erwachsenenalter verlassen habe – aber damn, dieses Buch beschreibt das Leben in einem fundamentalistischen, christlichen Kult so hautnah, das ich mich unweigerlich gefühlt habe, als wären Valeries Erfahrungen meine eigenen. Ihre Trauer, ihre aufgestaute Wut, ihre Verzweiflung – alle ihre Emotionen waren so greifbar, dass ich das Buch nicht zur Seite legen konnte.
Versteht mich nicht falsch: Gerade die Szenen, die mit dem Kult, seiner Weltanschauung und der normalisierten Praktiken einhergehen, sind alles andere als eine leichte Lektüre. Neben religiösem Trauma thematisiert das Buch auch häusliche Gewalt (physisch und psychisch, auch gegenüber Kindern), Misogynie, Queerfeindlichkeit und Rassismus – und das auf eine Art und Weise, die einen einfach nur wütend macht. Nicht, weil die Umsetzung davon schlecht gewesen wäre, sondern weil sie so realitätsnah war und man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen muss, dass dieses Buch vielleicht Fiktion ist, es aber durchaus Menschen gibt, die diese Ansichten teilen. Hier hat Natalie Naudus, die selbst das Leben in so einem Kult hinter sich gelassen hat, ganze Arbeit geleistet.
Aber so schwer das Religionsthema auch war, dafür waren die Szenen zwischen Valerie und Riley umso schöner. Valerie, wie sie langsam ihre Queerness erkennt und beginnt, für Riley zu schwärmen. Riley, die ihre Gefühle erwidert. Und die beiden, wie sich eine zarte Liebe zwischen ihnen entwickelt – wundervoll!!! Und das ganz ohne unnötiges Drama oder Konflikte, die sie an ihren Gefühlen füreinander zweifeln lassen. Ich genieße ja immer sehr, wenn sich die Protas gemeinsam gegen den Konflikt stellen, anstatt dass dieser zwischen ihnen ausbricht.
Bis dahin: Perfect. No notes.
Ein kleines Manko hat „Gay the Pray Away“ aber doch: Das Ende. Denn das ging mir viel zu schnell und zu reibungslos. Das wäre der Moment gewesen, um noch mal den Konflikt hochkochen zu lassen. Die ganze Zeit habe ich auf die Explosion gewartet, die nicht kam. Es war einfach zu … einfach. Nicht, dass ich mit dem Ende nicht zufrieden wäre, aber ich glaube, es wäre zufriedenstellender gewesen, wenn es schwerer zu erreichen gewesen wäre.
Im Großen und Ganzen:
„Gay the Pray Away“ ist eine emotionale, hoffnungsvolle Geschichte über Liebe, Selbstfindung und Glauben, die mein Herz berührt, zerschmettert und geheilt hat. Große Empfehlung!
Weitere Informationen:
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- Titel: Gay the Pray Away
- Reihe: /
- Autor*in: Natalie Naudus
- Verlag: Quirk Books
- Seiten: 256
- ISBN: 978-1683695110
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