Ein sattes Rot-Orange dominiert auf dem Cover, das direkt eine wundervoll-magische Zirkusatmosphäre ausstrahlt. Weiße Streifen und Sterne am oberen und unteren Rand des Covers tragen ebenfalls zu dem Zirkusflair bei. In der Mitte ist großflächig der Titel zu sehen, der sich perfekt in das Cover einfügt.

Ich wollte dieses Buch lesen, seitdem ich zum ersten Mal davon gehört habe. So wie auch all die anderen Schätze von Mira Valentin gab es für mich einfach keine andere Möglichkeit! Zudem die Autorin sich in ihrem neusten Werk zum ersten Mal im New Adult-Genre austobt. Eines war klar: Auch wenn dieses Buch zur Abwechslung ohne Fantasy auskommt, irgendwie ist es doch magisch.

Wieder einmal kommt der Leser in den Genuss von Miras einmaligen Schreibstil. Sie schreibt auf diese ganz besondere, kaum zu beschreibende Art und Weise so fesselnd und mitreißend, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Wie in ihrer »Enyador«-Reihe hat sie für dieses Buch einen personellen Erzähler gewählt und schreibt in der Vergangenheitsform, dabei folgt die Handlung immer dem achtzehnjährigen Milan, der nach dem Tod seiner Kindheitsfreundin Jo in ein tiefes Loch voll Depressionen und selbstzerstörerischen Gedanken fällt.

Erst als der Zirkus Salto ein Jahr nach Jos Tod zurück in die kleine Stadt kommt, ändert sich für ihn alles. Die Überliegerin Julie bietet ihm an, eine Weile mit dem Zirkus mitzureisen, ein Angebot, das Milan schließlich annimmt und durch das er die Welt innerhalb des Zauns kennenlernt.

Wenn man dieses Buch liest und dieser außergewöhnlichen Geschichte folgt, wird schnell eines klar: Die Grenzen zwischen Realität und der Zirkusmagie verwischen beinahe vollständig. Man kann nicht mehr unterscheiden, ob es wirklich wahr ist, oder doch ein ganz besonderer Zauber über der Manege, den Seelentieren und den Gaben liegt. Ich für meinen Teil möchte gerne glauben, dass die Welt innerhalb des Zauns genauso magisch ist, wie sie beschrieben wird, und dass die Zirkusleute magische Gaben besitzen, die uns »Privaten« helfen, den Zauber in uns zu bewahren, damit wir wir selbst sein können und uns nicht von den Vertretern einwickeln lassen. Vertreter sind übrigens die Leute, die uns zu einem normalen, geordneten Leben ohne Risiko zwingen, die uns unsere Flügel stutzen und uns unserer Magie berauben. Hört sich nicht schön an, oder? Ist es auch nicht.

Milan muss das am eigenen Leib erfahren. Das Zirkusleben und vor allem Julie helfen ihm aus seinem Loch herauszukommen und seine Gabe zu entdecken, aber natürlich geschieht dies nicht ohne Widerstand. Er und auch der Rest des Zirkus hat ständig mit Vertretern zu tun, aber sie wehren sich wacker und das auf ihre eigene magische Art und Weise, die jeder einzelne Charakter besitzt.

Dieses Buch ist eine Hommage an den Zirkus und die Menschen, die noch wissen, wofür es sich zu leben lohnt. Beinahe wie eine andere Welt, die in unserer existiert, in der die Regeln und Prioriäten anders gesetzt werden. Ich schätze, schlussendlich muss jeder für sich entscheiden, in welcher dieser Welten er leben möchte, ob er er selbst bleibt oder ein Vertreter wird und vor allem: ob er seinen Träumen folgen wird oder sich für ein Leben ohne Risiko entscheidet.

»Der Mitreiser und die Überliegerin« erzählt eine Geschichte von Träumen und Magie, die viele von uns bereits mit Eintritt ins Erwachsenenalter vergessen. Berührend, emotional und ein Buch, das jeder Vertreter lesen sollte. Wenn die Realität mal wieder vor der Tür steht, dann denkt an Milan und Julie und seid wild und gefährlich. Seid einfach ihr selbst.