Der Zyprer Yiannis (Adam Bousdoukos) hatte für sein Leben einmal große Pläne, die sich aber im Laufe der Zeit in Schall und Rauch aufgelöst haben. Nachdem ihn seine Freundin sitzengelassen hat, kann der Musiker seine Miete nicht mehr aufbringen und auch andere Gläubiger setzen ihm immer mehr zu. Er will das ausweglose Leben hinter sich lassen und Zypern verlassen, doch sein treuer Freund, der Hund Jimi, soll selbstverständlich mit ihm kommen. Einige Tage vor der Abreise durchkreuzt Jimi seinen Plan jedoch und rennt weg – ausgerechnet in die UN-Pufferzone, die zwischen der von der Türkei kontrollierten Seite der Mittelmeerinsel eingerichtet wurde. Zum Glück dauert es nicht lange, bis Besitzer und Hund wiedervereint sind und der Auswanderung nichts mehr im Weg steht – eigentlich. Denn nun hat Yiannis ein anderes Problem: Es gibt ein Gesetz, dass Tieren den Grenzübertritt untersagt. Für den Auswanderer ist das ein echtes Problem, denn er will Zypern verlassen, aber nicht ohne seinen Hund! Zum Glück lernt er Hasan (Fatih Al) kennen, der auf der anderen Seite der Grenze lebt. Obwohl die Zeit rennt, setzen die beiden alle Hebel in Bewegung, um Jimi zurück zu schmuggeln.
Wie finde ich das?
Im Rahmen der Filmkunstmesse 2019 in Leipzig durfte ich den Film in der deutschen Synchonisastion sehen. Es existiert jedoch auch eine Fassung, in der die Griechen untereinander Griechisch, die Türken untereinander Türkisch und Griechen und Türken miteinander Englisch sprechen – natürlich dann mit deutschen Untertiteln. Da die Thematik des Films den Konflikt der letzten immer noch geteilten Hauptstadt aufgreift, empfinde ich gerade die mehrsprachige Fassung als sehr gelungenes Element, um die Thematik zu untermauern – wie die Umsetzung in dem Fall aussieht, kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich – wie erwähnt – nur die deutsche Synchronisation kenne.
Die Handlung folgt Yiannis, der kurz vor der Ausreise aus Zypern steht und in den Niederlanden ein neues Leben beginnen will, nachdem er von seiner Freundin verlassen wurde und er weder Miete noch andere Gläubiger bezahlen kann. Drei Tage vor dem Flug passiert jedoch das Unfassbare: Sein geliebter Hund Jimi läuft ungesehen über die Grenze und landet im türkischen Teil von Zypern. Ihm zu folgen und wieder einzufangen, stellt für Yiannis zwar kein Problem dar, aber ein Gesetz verbietet es ihm, Tiere aus dem türkisch besetzten Gebiet nach Zypern einzuführen. Mit Hassan – der im türkisch besetzten Gebiet in dem Haus lebt, in dem Yiannis aufgewachssen ist -, einem Schmuggler und seiner Ex-Freundin beginnt eine geradezu irrwitzige Schmuggelaktion, um Jimi nach Hause zu holen.
Anstatt auf die Handlung fokussiert sich der Film sehr viel auf die Spannungen und Entwicklungen zwischen den Figuren, auf ihre Hoffnungen, Träume und wie sie das geteilte Zypern sehen. So streiten sich Hassan und Yiannis ständig um das Haus, in dem Hassan lebt, da es eigentlich Yiannis‘ Familie gehört, diese jedoch daraus vertrieben wurden. Yiannis will einafch nur weg und einen Neuanfang wagen, Hassan würde alles für einen Reisepass geben, denn die sogenannten Siedler, die in der türkischen Seite Zyperns leben, besitzen keine – und damit keine Möglichkeit der Ausreise. Die Situation, die dort derzeit herrscht, wird mit dem nötigen Ernst aufgegriffen, aber auch immer wieder kritisch hinterfragt. Die Absurdität der Gesetzeslage wird hierbei auf eine Art und Weise in den Fokus gesetzt, dass man nur schmunzeln und den Kopf schütteln kann. Dass es die bittere Realität ist, fällt dabei schwer zu glauben.
Zugegeben, „Smuggling Hendrix“ ist kein Film, der meinem gewöhnlichen Beuteschema entspricht, da ich mich mit Polit-Komödien selten anfreunden kann, aber bei diesem hier bin ich froh, dass ich ihn gesehen habe. Beeindruckend realistisch, schonungslos ehrlich und doch mit der nötigen Prise Humor stellt der Film die absurde Lage der letzten noch geteilten Hauptstadt dar und öffnet die Augen für das, was für die Bewohner immer noch Realität ist.
Anmerkung am Rande: Bei den Dreharbeiten durfte der Hund nicht über die Grenze auf die türkische Seite, denn das Gesetz ist dafür natürlich nicht außer Kraft. Das Filmteam hätte den Hund sonst nicht wieder auf die griechische Seite bringen dürfen. Trotz dieser Einschränkung sind die Szenen mit Jimi sehr gut gelungen. Und ob Hund und Herrchen am Ende wieder vereint sind, das erfahrt ihr im Kino.
Im Großen und Ganzen …
„Smuggling Hendrix“ ist eine kluge Polit-Komödie, die mit viel Ernst, aber auch viel Humor die Absurdität des geteilten Zyperns aufgreift. Mit vielleicht nicht liebenswerten Figuren, aber solchen, die man leicht verstehen und mit ihnen mitfühlen kann, und einer beeindruckenden Handlung ein Film, der sich definitiv lohnt, anzuschauen.
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