Eigentlich hat Moritz es ziemlich gut. Seine Eltern sind wohlhabend und seine beste Freundin spielt liebend gern seine feste Freundin, damit er seiner Familie nicht erzählen muss, dass er schwul ist. Bisher hat das auch super so funktioniert, aber dann tritt Alex ist Moritz‘ Leben und damit beginnen die Probleme. Nicht nur, dass Alex auf den ersten Blick ein ziemlicher Mistkerl ist, Moritz kann ihn trotz allem einfach nicht vergessen.
Da ich bereits alle anderen Bücher von Ina Taus kenne, war mir klar, dass ich auch ihr neustes Werk lesen musste. In der Vergangenheit hat sie mich auch schon mit Gay Romance überzeugen können, also wieso nicht noch einmal? Außerdem klang die Story von Anfang an sehr ansprechend.
Typisch Ina Taus …
Das trifft sehr gut auf den Schreibstil zu. Flüssig, aber gleichzeitig nicht sehr beschreibend. Dafür liegt der Fokus ganz klar auf den Gefühlen, der Dynamik zwischen den Charakteren und der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Sie erzählt die Geschichte aus der Sicht von Moritz, einem 18-jährigen Erstsemester, der nicht nur mit seinen Emotionen zu kämpfen hat, sondern dabei auch noch krampfhaft versucht, das Bild zu erhalten, was seine strengen Adoptiveltern von ihm sehen möchten.
Aller Anfang ist schwer …
Zugegeben, der Beginn war nicht großartig spektakulär. Moritz ist mit seiner Alibi-Freundin, die eigentlich „nur“ seine beste Freundin ist, in einem Club, weil diese sich dort den Kerl treffen möchte, auf den sie steht. Moritz wäre viel lieber in eine Schwulenbar gegangen und wird das beim nächsten Mal auch durchsetzen! Klingt kompliziert? Ist es aber eigentlich gar nicht, sofern man die Vorgeschichte von Moritz und Aline kennt. Die kommt jedoch erst etwas später, weshalb ich einige Seiten gebraucht habe, um zu verstehen, was eigentlich los ist.
Ehrlich gesagt finde ich die Ausgangssituation aber ziemlich gut aufgezogen und in Hinsicht auf sowohl Moritz als auch Alines strenge Eltern durchaus nachvollziehbar, dennoch braucht die Geschichte ein wenig Zeit, bis man in sie hineinfindet. Nach und nach werden alle wichtigen Figuren eingeführt, die – wie man es von Ina gewohnt ist – wieder sehr sympathisch und lebensecht dargestellt sind. Eine Gruppe von Freunden entsteht – na ja, oder zumindest von Menschen, die viel miteinander zu tun haben – und es fühlt sich beim Lesen so an, als wäre man ein Teil davon. Das Feeling von Ina Taus‘ Büchern ist jedes Mal wieder schön.
Und dann kommt alles in Fahrt …
Nicht nur die Liebe steht in diesem Buch im Vordergrund, sondern auch die Moritz‘ Freundschaft zu Aline, die mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat, und die Erwartungshaltung von Moritz‘ Eltern, die zwar nicht viele physische Auftritte haben, aber trotzdem immer wieder sehr präsent sind. Dann ist da auch noch Alex, der Love Interest und „Arsch“, wie Moritz ihn so gerne beschreibt. Die Story entwickelt sich von „ganz nett“, wie ich sie am Anfang beschrieben hätte, immer mehr zum Pageturner, den man nicht mehr weglegen kann, weil man wissen möchte, was mit den Charakteren geschieht und ob es für alle ein Happy End gibt.
Direkt zu Beginn fallen die ersten Hinweise über Alex‘ Hintergründe, so dass ich zugeben muss, diese Enthüllung für mich keine Überraschung mehr gewesen ist, aber Ina Taus hat doch noch die ein oder andere Überraschung für uns Leser im Petto. Einige habe ich kommen sehen, andere haben auch mich sprachlos zurückgelassen – was keinesfalls etwas Schlechtes ist.
Das Ende selbst hat mir dann sogar ein paar Tränchen in die Augen getrieben. Klar, es ist nicht perfekt, aber eine gute Lösung und ein schönes Ende, nachdem man das Buch schließen kann und einfach glücklich ist.
Die Charaktere
Als Protagonist und Ich-Erzähler haben wir Moritz von Harsdorf – klingt schon nach reich, oder? Ist er auch. Na ja, seine Eltern, die sein Leben finanzieren (Wohnung, Lebensunterhalt, Auto …) und materielle Gegenstände über das stellen, was eigentlich wichtig ist. So hat Moritz nach seiner Adoption nichts von elterlicher Liebe zu spüren bekommen und das merkt man. Er hat Probleme dabei, sich zu binden, hätte aber trotzdem gerne eine Beziehung. Eine offene, bei der niemand klammert, aber trotzdem exklusiv, dass sich nicht mit anderen getroffen wird. Ganz ehrlich, so sympathisch ich Moritz auch finde: Seine Einstellung ist definitiv nicht meins und auch etwas realitätsfern. Mit seinem Helfersyndrom und der damit verbundenen Hilfsbereitschaft hat er sich aber recht schnell doch in mein Herz geschmuggelt.
Alex ist eine Mischung aus dem coolen Bad Boy und dem kleinen verletzten Hundebaby. Man weiß nicht viel über ihn, aber direkt ist klar, dass sein Leben nicht das Leichteste ist. Auch er hat Probleme dabei, sich zu binden, zieht sich zurück, wenn es ernst wird. Und irgendwie wollte ich ihn die ganze Zeit nur knuddeln. Gerne hätte ich auch die ein oder andere Szene aus seiner Sicht erlebt, da er mir tatsächlich einen Ticken sympathischer ist als Moritz.
„Lost Life Found Love“ von Ina Taus ist eine süße, gefühlvolle Gay Romance mit ganz viel Herz, eine Portion Humor und sympathischen Charakteren. Auch wenn der Anfang mich noch nicht mitreißen konnte, so hat das Buch mich im Gesamtpaket überzeugen und gut unterhalten können.
- Titel: Lost Life Found Love
- Autorin: Ina Taus
- Reihe: /
- Seitenanzahl: 256
- Preis: 3,99 € (E-Book)
- Verlag: Selfpublishing
- ASIN: B07H6YM7T1
Mehr Infos gibt es hier.
Ich danke der Autorin für das Vorabexemplar.
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