Darum geht es:
Es sind ein paar Jahre ins Land gezogen, seitdem Ralph und Vanellope sich im Rennspiel Sugar Rush kennengelernt haben. Seitdem sind die besten unzertrennlich. Jeden Abend, wenn die Arcade schließt, sind sie gemeinsam anzutreffen und Ralph würde alles für seine beste Freundin tun. Als das Unvorhergesehene geschieht und Sugar Rush ausgestöpselt wird, will er natürlich alles tun, um das Ersatzteil aufzutreiben. Das führt die beiden Freunde in die großen Weiten des Internets, wo sie einigen ziemlich schrägen Gestalten begegnen und ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird.
Wie finde ich das?
Da ich für die Argumentation meiner Meinung nicht komplett ohne Spoiler auskomme, fühlt euch an dieser Stelle gewarnt. Meine Review zu „Chaos im Netz“ wird einige der Plotpunkte enthüllen. Solltet ihr den Film also noch unvoreingenommen sehen wollen, empfehle ich euch, meine Review nicht (oder erst danach) zu lesen.
Spoiler-Warnung!
Eine interessante Prämisse …
Ich habe mich sehr auf den zweiten Teil von „Ralphs reicht’s“ gefreut und die Prämisse des Films hat sehr viel versprochen. Auf der Jagd nach dem einzigen Ersatzteil für Vanellopes Spiel „Sugar Rush“ reisen Ralph und die Prinzessin ins Internet und erleben dort Abenteuer, die letztendlich darin resultieren, dass Chaos entsteht. Das verrät bereits der Titel.
Klar, es handelt sich um einen Kinderfilm. Dass da alles sehr eindeutig ist, ist meistens so, aber dass es auf der ganzen weiten Welt nur noch ein einziges Lenkrad für dieses Spiel gibt, halte ich für unwahrscheinlich. Selbst wenn dieses Spiel schon super alt ist – was es nicht sein kann, schließlich besitzt es eine Grafik, die bei weitem besser ist als die von Pacman – scheint es mir vollkommen an den Haaren herbeigezogen, dass es ausgerechnet dieses Lenkrad nur noch einmal gibt und dass ausgerechnet jetzt auf eBay angeboten wird.
… aber an der Umsetzung hakt es.
Okay, aber mal angenommen, das wäre dennoch möglich: Ralph und Vanellope reisen also ins Internet, was wie eine riesige digitale Großstadt aufgebaut ist, aber dazu später mehr, und finden das eBay-Gebäude. Und auch den Verkäufer des Lenkrads. Blöderweise wird gerade darauf geboten und hier kommt das, was mich an der Prämisse noch mehr stört als die Unwahrscheinlichkeit, dass es das Lenkrad nur noch einmal zum Verkauf gibt: Anstatt sich erstmal mit den „Regeln“ von eBay vertraut zu machen, halten die beiden es für ein Spiel und treiben damit den Preis für dieses Lenkrad in einen schier unglaublich hohen Bereich. Was nicht hätte sein müssen, denn der Kontrahent hat schon lange aufgegeben. Tja, damit haben die beiden es sich unnötig schwer gemacht.
Nun sind die beiden also im Internet und theoretisch gehört dass Lenkrad ihnen. Theoretisch, denn erstmal müssen sie ein paar Tausend Dollar auftreiben. Und darum dreht sich nun der komplette Rest des Films. Wie kriegen sie innerhalb von ein paar Stunden das Geld zusammen? Von zwielichtigen Jobs aus dem Darknet bis hin zu Ralph, der mit tausenden Videos zu einer Sensation auf einer von Youtube abgekupferten Videoplattform wird. Kann das gutgehen? Was denkt ihr?
Die Sache mit der Freundschaft oder auch: Oh, schaut mal! Ein Sideplot!
Was wäre eine Disney-Fortsetzung, wenn sie nichts zerstört, was im ersten Teil aufbaut wurde? Sei es eine Liebesbeziehung oder, wie in diesem Fall, eine Freundschaft. Die zwischen Ralph und Vanellope steht auf der Kippe, denn während des ganzen Chaos wird Vanellope etwas klar: Sie will eigentlich gar nicht zurück nach Sugar Rush. Die Welt ist langweilig, die Strecken bieten nichts Neues. Am liebsten würde sie in diesem mörderischen Online-Rennspiel „Slaughter Race“, das sie kurz besucht haben, bleiben. Das ist ihr Traum. (Nein, echt, es gibt sogar einen Song darüber!) Während sie von diesem coolen Spiel schwärmt, setzt Ralph alles daran, ihr eigentliches Spiel zu retten.
Um ehrlich zu sein, finde ich den Sideplot sehr viel interessanter als den Hauptplot. Man hätte eine sehr schöne Story über Heimat, Pflichtgefühl und Freundschaft machen können, aber die Macher haben sich hier auf die Weiten des Internets, das Darknet und alles Mögliche gestürzt, was die Zuschauer von den Defiziten der Handlung ablenken könnte.
Im Kino selbst fand ich den Film auch noch gut. Inzwischen habe ich mir meine Gedanken gemacht und sehe das anders. In Sachen Handlung kann der Film absolut nicht punkten, dafür gibt es kleine Easter-Eggs, die mir trotz allem gefallen haben.
Oh my Princesses!
Schon bevor ich den Film gesehen habe, kannte ich Ausschnitte der Prinzessinnenszenen und muss zugeben: Auch im Film waren diese sehr amüsant. Außerdem: Alle Disney-Prinzessinnen an einem Ort. Welches Disney-Fangirl flippt deswegen nicht aus? Diese Szenen gehören mit Abstand zu meinen Liebsten im ganzen Film.
Allerdings ist auch die Darstellung des Internets als digital sehr hoch entwickelte Großstadt mit Gebäuden als einzelne Websites sehr gut gelungen. In dieser Stadt sind winzige Menschen unterwegs, die mich entfernt an die Miis von der Nintendo Wii erinnern, und symbolisieren die Menschen, die gerade online sind. Nervige Figuren, die einem Plakate vor die Nase halten, stellen Pop-ups dar, usw.
Gut gemacht, würde ich an dieser Stelle behaupten, aber die Handlung hat es dennoch nicht besser gemacht. Was schade ist, denn Potential war auf jeden Fall da. Nur ausgeschöpft wurde es bei weitem nicht.
Im Großen und Ganzen…
„Chaos im Netz“ hat als Fortsetzung zu „Ralph reicht’s“, der zu meinen Lieblingsfilmen gehört, auf ganzer Linie versagt. Einzig die Grafikelemente und ein paar kleine Ansätze der Story konnten mich überzeugen, die Handlung selbst wirkt einfallslos, besitzt kaum Logik und wirkt vollkommen aus der Luft gegriffen.
Weitere Informationen
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- Titel: Chaos im Netz
- OT: Ralph breaks the Internet
- Laufzeit: 113 Minuten
- Kinostart: 24. Januar 2019
- Filmstudio: Disney
- Basiert auf Videospielen
Ich danke Frandly PR für die Möglichkeit, den Film vorab sehen zu dürfen.
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