Hallo ihr Lieben,
ich weiß, was ihr jetzt denkt. Ach, sie lebt (und bloggt) noch? Lang nichts mehr von der Anni gehört. Wo war sie denn so lange? Und verschwindet sie nach diesem Beitrag wieder in der Versenkung?
Solltet ihr euch eine oder mehrere dieser Fragen gestellt haben, nehme ich euch das natürlich nicht übel. Ich weiß selbst, dass ich eine treulose Tomate war und nicht einfach so hätte von dieser Plattform verschwinden sollen. Eigentlich wollte ich das auch gar nicht, aber wie so oft kam mir das Leben dazwischen. Nach dem Studium wartete mein Job, mein Autorendasein und einfach alles andere, das zum Erwachsenendasein dazugehört. Leider kam der Blog dabei viel zu kurz.
Schlimmer noch: Ich weiß nicht, wann sich das wieder bessert. Man sollte meinen, mit meinem Brotjob als Buchhändlerin lese ich jetzt noch mehr als vorher, aber Fehlanzeige. Ich komme kaum noch dazu. Und noch weniger Zeit habe ich zum Bloggen, aber das ist nicht der einzige Grund, aus dem es hier so still ist. Es ist viel eher ein Trend, der sich seit geraumer Zeit abzeichnet und der nicht nur mir aufgefallen ist.
Lasst mich euch etwas erzählen.
Mich begleitet der Buchblog schon über fünf Jahre. Fünf Jahre! Das ist ein halbes Jahrzehnt und fast länger als ich inzwischen in Leizpig lebe. Könnt ihr euch das vorstellen? Es kommt mir vor, als hätte ich ihn erst gestern gegründet. Dabei war das im April 2015. Damals war das mein erster richtiger Kontakt mit der Buchblogger-Bubble.
Etwa zu dieser Zeit schossen die Blogs praktisch aus dem Boden und ich war nicht der einzige Neuling. Fand ich fantastisch, denn es gab Menschen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten und genauso übermotiviert waren wie ich. Einige haben bis heute durchgehalten, andere verschwanden recht schnell wieder. Spätstens mit Inkrafttreten der DSGVO blieben nur noch die Hartgesottenen, die bereit waren, sich mit den unzähligen Datenschutzbestimmungen auseinanderzusetzen.
Ich war eine von ihnen, bin mit dem Blog von WordPress.com auf WordPress.org umgezogen, habe mich mit Hosting und der Speicherung (und Löschung) personenbezogener Daten befasst … und was hat es uns letztendlich gebracht?
Buchblogs haben ausgedient!
Ja, ich weiß, die Überschrift ist provokant und sicher nicht gänzlich korrekt, aber lasst es mich euch erklären. Ich gehöre nicht zu den „alten Hasen“ in der Buchbloggerszene, aber ich kam mit dem Hype der Buchblogs und habe bis heute durchgehalten. In den letzten fünf Jahren habe ich den Aufschwung und den Fall von wöchentlichen Aktionen wie dem „Cover Monday“, „Teaser Tuesday“, usw. miterlebt und auch, wie sich die Bloglandschaft in der Buchwelt verändert hat.
Hat eine ausführliche Rezension oder ein sorgsam recherchierter Blogtourbeitrag damals noch Views im drei- bis vierstelligen Bereich und eine Handvoll Kommentare eingebracht, bin ich heute froh, wenn zumindest mehr Leute eine Rezension lesen, als ich an zwei Händen abzählen kann.
Woran liegt das? Bestimmt nicht daran, dass der gebotene Kontent an Qualität verloren hat. Auch nicht an fehlender Reichweite oder schlechtem SEO. Die Antwort ist sehr viel simpler. Die sozialen Medien – insbesondere Instagram – tragen die Schuld. Wieso sollte man auch auf einen Blog klicken und einen langen Beitrag lesen, wenn man eine Kurzfassung des Inhalts auch bequem über Instagram abrufen kann und darüber hinaus ein ästhetisch ansprechendes Buchfoto präsentiert bekommt? In Instagram-Postings ist es nicht einmal möglich, einen Blogpost zu verlinken und wer klickt schon tatsächlich auf den Link in der Bio, um den entsprechenden Beitrag herauszusuchen?
Ihr etwa? In dem Fall: Danke, dass ihr uns Bloggern die Treue haltet. Aber wenn ich ehrlich sein darf: Ich gehöre auch zu diesen Menschen, die in der Tram zur Arbeit „nur mal eben Instagram checken“. Es geht schneller, die Beiträge sind kurz und knackig und die Fotos hübsch. Mit einem Doppeltipp verteile ich ein Herzchen, alles unkompliziert. Auch für mich als Bloggerin ist es leichter, ein Foto von mir in die Story oder den Feed zu packen und ein paar Worte dazu zu schreiben statt am PC einen langen Beitrag wie diesen hier zu tippen, Beitragsbilder vorzubereiten und ihn anschließend zu streuen, obwohl ihn ohnehin nur eine Handvoll Menschen lesen wird. Im Grunde ist jeder ausführliche Blogpost jede Menge Arbeit für … nichts.
Wie geht es jetzt weiter?
Das weiß ich leider auch nicht. Sicher ist nur, dass die Bloglandschaft sich weiter verändert und wir Blogger uns mit ihr verändern müssen, damit wir nicht irgendwann den Anschluss verlieren. Was das genau für externe Weblogs bedeutet? Eine fantastische, nicht so leicht zu beantwortende Frage, die ich einfach mal in den Raum werfe. Wer weiß schon, wie Buchblogs ins zwei oder drei Jahren aussehen? Nur die Zeit wird es uns sagen, also bleiben wir am Ball und hoffen auf das Beste.
Oh! Und keine Sorge! Falls sich das bis hierher so angehört haben sollte, als hätte ich vor, den Buchblog zu schließen: Nein, das wird nicht passieren. Trotz allem liebe ich das Bloggen; dieser Blog war damals meine Eintrittskarte in die Buchbubble und ich bin gerne ein Teil von ihr. Zumindest aus Nostalgiegründen werde ich das Bloggen nie aufgeben können. Außerdem bin ich ja nicht allein. Die zauberhafte Jenna ist auch noch da und hält mit ihren Rezensionen die Stellung. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön!
Apropos Rezensionen. Für die gilt das Gleiche wie für alle anderen Beiträge. Sie werden kaum angeklickt, fast gar nicht gelesen. Dennoch will ich nicht auf sie verzichten, denn als Autorin weiß ich selbst, wie wichtig sie sind, und zu meiner Schande wird die Liste ungeschriebener Rezensionen immer länger (sehr zum Leidwesen meiner Netgalley-Statistik).
Aus diesem Grund werde ich zukünftig Sammelrezensionen veröffentlichen. Statt eines ausführlichen Beitrags mit über 1000 Wörtern erwartet euch kurz und gebündelt meine Meinung zu verschiedenen Büchern. Vermutlich werde ich die Genres pro Post wild durchmixen, damit für jeden etwas dabei ist und ich hoffe sehr, dass ich dem ein oder anderen damit eine neue Lektüre schmackhaft mache.
Habt ihr die Abwanderung von Blogs zu Instagram auch so wahrgenommen wie ich? Oder seht ihr die Sache anders? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen. :)
Bis zum nächsten Beitrag und den ersten Sammelrezensionen.
Eure Annie
Anna says
Bin beim Googeln zufällig auf deinen Blog gestoßen und ja, du hast recht, Instagram hat auf die Buchbloggerszene schon einen enormen Einfluss! Ich bin selbst seit letztem Jahr Buchbloggerin, allerdings nie mit dem Anspruch, damit jetzt groß herauszukommen, ich fand es einfach für mich schön, wenn ich alle Bücher, die ich las und mir gefielen, an einem Ort aufgelistet sehe. Meldete mich auch bei netgallery.de an und find das eine tolle Sache. Schade, dass du die Erfahrung machen musstest, dass so wenig Rückmeldung kommt. Ich habe bisher erst ein Buch ohne Bewertung fallen lassen, weil ich keinen Kopf für das Sachbuch hatte, obwohl es toll klang, normalerweise lese ich Romane.
Über Instagram greift eigentlich so gut wie niemand auf meinen Blog zu richtig. Daher fing ich an, dort meine Rezension, meine Meinung zu dem Buch, vollständig zu veröffentlichen und nicht nur mit dem Hinweis, dass der Rest auf dem Blog zu finden ist.
Allerdings gibt es noch andere Faktoren, wie zum Beispiel die Sache mit den E-Books, die auch in diese Veränderungen mit hineinspielen. Bücher kann man heute easy leicht herunterladen und genauso schnell wieder löschen. Früher bekamen die Buchblogger die Taschenbücher zugeschickt und es war m.A.n. mehr Wertschätzung dem Buch gegenüber. Flatrates wie Amazon machen aus einem Buch ein sehr schnelllebiges Produkt.